Landschaftshonig Österreich
Honig — die süße Essenz der Landschaft

Schwärmerei mit süßem Ausgang

Ingeborg Hirsch

Der Lagenhonig Nussberg ‚Süße Schwärmerei‘ ist ein geschmacksintensiver Blütenhonig aus Sommerwild­blumen und einer leicht würzigen Note im Abgang. Dieser ist jetzt als Landschaftshonig Sonderedition gegen eine Spende von acht Euro im Werkraum Honig erhältlich, damit wollen wir den Umweltschutz zugunsten von Wildbienen und Singvögel unterstützen.

Als am 9. Juni 2020 mein Telefon läutet, habe ich noch keine Idee, dass dieser Anruf mir einen langen und arbeitsreichen Abend bescheren wird. „Du, deine Bienen sind geschwärmt, die hängen nun bei mir im Weingarten“, erzählt mir der befreundete Winzer am anderen Ende der Leitung. Anfangs will ich es nicht glauben, bin ich doch der festen Überzeugung, dass meine Bienen nicht schwärmen müssen, weil es ihnen so gut geht und sie ohnedies alles haben. Aber Schwärmen ist im Bienenvolk ein natürlicher Prozess im Jahresablauf. Die alte Königin verlässt mit einem Teil der Flugbienen den Stock, um an einem geeigneten Platz ein neues Volk aufzubauen. Zurück bleiben mehrere junge Nachzucht-Königinnen, von denen die erste, die schlüpft, die anderen aufspüren und umbringen wird, um dann selbst das Zepter zu übernehmen. Gründe für das Schwärmen gibt es mehrere, wie zum Beispiel zu viele Bienen, Nahrungsüberangebot und Platzmangel im Stock. Die Entscheidung für das Schwärmen wird von den Bienen demokratisch gefällt. In meinem Fall war es wahrscheinlich ein Missgeschick, das mir drei Wochen zuvor passiert war, bei dem die Königin versehentlich bei der Bienenarbeit auf den Boden gelangte und dort – gemütlich und von immer mehr Bienen begleitet – herumspazierte. Natürlich habe ich sie wieder in den Stock gesetzt, aber die Idee, dass ein Ausflug eine gute Sache sein könnte, war wohl schon entstanden. Ein Schwarm, der den Stock verlässt, sammelt sich zuerst in der Umgebung des alten Bienenstocks, um dann von Spurbienen geleitet, eine neue geeignete Behausung zu beziehen. Das ist die kurze Phase, in der man den Schwarm gut einfangen kann, was den Imker und die Imkerin manchmal dazu bringt, auf hohe Bäume zu klettern, sich an Dachrinnen entlang zu hangeln oder sonstige gefährliche Situationen zu riskieren.


Wo ist die Königin?

Ich mache mich samt Bienenkiste und Imkerhut auf den Weg in den Weingarten am Nussberg. Und tatsächlich: eine dicke Bienentraube umhüllt einen alten Weinstock – ich muss mich also nur für sie bücken, weitere akrobatische Einlagen sind nicht nötig. Der Trick beim Einfangen eines Schwarms ist es, die Königin zu erwischen. Ist diese einmal in der Kiste, folgen die anderen Bienen über kurz oder lang nach. Irgendwo in diesem Haufen steckt die Königin, ich kehre die Ansammlung vorsichtig mit Schauferl und Besen in die Holzkiste – hoffentlich ist sie dabei. In der Imkersprache nennt man das ‚einen Schwarm einschlagen‘ – was man aber durchaus sanft tun kann.

In der Zwischenzeit beginnt es leicht zu regnen. Was haben sich die Bienen bloß gedacht, bei diesem Wetter zu schwärmen? Oder hatten sie einfach einen schlechten Wetterpropheten dabei? Zum Schutz decke ich den Weinstock so gut ich kann mit einer großen Schachtel ab, den Rest müssen die Bienen jetzt selbst besorgen und regenschwer in die Kiste wandern – vorausgesetzt, ihre Königin ist schon da. Am Abend komme ich zurück, der Großteil der Bienen ist inzwischen in die Kiste eingezogen. Am nächsten Morgen fahren die Bienen ‚auf Urlaub‘ zu meiner Bienenfreundin Hildegard in die Schüttau. Das soll sie von ihren Reiseplänen abbringen und wieder sesshaft werden lassen. Diese Zeit brauchen sie auch, um sich wieder als ein zusammengehöriges Volk zu empfinden. Danach kommen sie in einen neuen Bienenstock an ihren Standplatz am Nussberg zurück.

Ein Bienenschwarm ist etwas Besonderes

Ein Schwarm hat eine besondere Energie und Qualität. Ich stelle mir das wie eine Gruppe von (in diesem Fall hauptsächlich weiblichen) Abenteurern vor, die ausziehen, um irgendwo ein Pionier­projekt in Angriff zu nehmen. Schwarmbienen platzen vor Tatendrang buchstäblich aus allen Nähten – Arbeiten, für die ein eingesessenen Bienenvolk zwei Wochen benötigt, erledigen sie im Hand­um­drehen. Sie sind eine gut gelaunte Truppe – immer bereit anzupacken, wo es nötig ist. Blitzschnell sind die Waben gebaut, die Königin legt wieder Eier, und die Bienen tragen Honig ein als gäb‘s kein Morgen. Obwohl diese Bienen nur einen knappen Monat Zeit haben, bevor die Blüte am Nussberg zurückgeht und sie nicht mehr viel Nahrung finden werden, schaffen sie es, in diesem Zeit­raum nicht nur ihre Wintervorräte zu füllen, sondern auch einen Überschuss zu produzieren, der mir erlaubt, 3 Kilogramm Honig zu entnehmen.


Es ist als Imkerin einfach schön, eine solche Entwicklung begleiten zu dürfen, daher liegt die Entscheidung, diesen Honig einem besonderen Projekt zu widmen, auf der Hand: Der Lagenhonig Nussberg ‚Süße Schwärmerei‘ ist ein geschmacksintensiver Blütenhonig aus Sommerwildblumen und einer leicht würzigen Note im Abgang. Diesen gibt es jetzt als Sonderedition mit handgefertigten Etiketten (jedes ein Unikat) im Werkraum Honig in der Heiligenstädter Straße – solange der Vorrat reicht. Der Erlös aus der ‚Süßen Schwärmerei‘ fließt in ein Umweltschutzprojekt zur Unterstützung der Wildbienen und Singvögel in Österreich.